„Huế, früher Phú Xuân, ist eine bedeutende Großstadt mit ca. 340.000 Einwohnern in Zentralvietnam am Hương Giang (Parfümfluss). Sie liegt unweit des Meeres vor einer malerischen Hügel- und Gebirgslandschaft der näheren Umgebung – dort auch das Bach-Ma-Biosphärenreservat. Huế, das von 1802 bis 1945 Vietnams Hauptstadt war, ist heute die Hauptstadt der Provinz Thừa Thiên-Huế und verfügt über eine gute Verkehrsanbindung mit Bahnhof, Flughafen und Anschluss an die Straßenhauptverkehrsader des Landes.“ (Huế)
Hội An hatten wir lange genug mit unserer Anwesenheit beglückt, deshalb suchten wir uns nach drei Nächten ein neues Ziel. Dies sollte entweder Huế oder Nha Trang heißen. Ersteres würde einen vierstündigen Abstecher in den Norden bedeuten und damit unserer Reiseroute entgegenlaufen, zweiteres würde bedeuten, die alte Kaiserstadt auszulassen. Nachdem wir uns mit der Entscheidung lange herumgeschlagen und das Für und Wider mehrmals durchgekaut hatten, fuhren wir mit dem Bus zum Bahnhof nach Đà Nẵng, ohne eine entgültige Entscheidung getroffen zu haben. Der Plan war, dass Cora am Bahnhof einfach die Karten kaufen sollte, wo für sie sich entschieden hatte – und so wurde es Huế.
Eigentlich hätten wir vorgehabt mit dem Motorrad über den Hai Van Pass zu fahren und unser Gepäck nach Huế bringen zu lassen, aber hier hatte uns das Hostel aufgrund des Wetters von abgeraten. So ging es also mit dem Zug los, der im Gegensatz zum Bus über den Pass und nicht durch de Tunnel fährt. Ein Ticket für die dreistündige Zugfahrt kostete 60.000 Dong, also rund 2,40 €. In Huế fuhren wir dann mit dem Taxi zu Kim’s Homestay, unserer Bleibe für die nächsten beiden Tage. Nach einer kurzen Erfrischung erkundeten wir die Umgebung und genossen in einem schönen Cafe (Cafe New Zealand) einen heißen Ingwer-Tee. Am Abend bekamen wir netterweise etwas vom Family-Dinner zum Essen.
Die Rahmenbedingungen der Nacht und des nächsten Tages sind schnell beschrieben. Eine unruhige Nacht mit vielen Toilettengängen ließ uns beide ziemlich ausgelaugt und ermattet erwachen. Wir waren nicht wirklich vorsichtig gewesen mit der Nahrung, aber jetzt hatten wir ins wohl endlich etwas eingefangen, wovon wissen wir nicht. Ist auch egal, denn es machte uns den nächsten Tag zur ultimativen Herausforderung.
Wir wollten den Tag definitiv nicht im Hostel verbringen und so wagten wir vorsichtig ohne Frühstück die ersten Schritte ins Freie – und wären nach 200 m beinahe schon umgedreht. Sehr sicher standen wir nicht auf den Beinen. So schleppten wir uns unterbrochen von vielen kleineren Pausen zu unserem heutigen Ziel und dem Grund für den Besuch der Stadt – die alte Kaiserstadt.
„Die Zitadelle mit der Verbotenen Stadt (eigentlich die Palastanlage der Nguyen-Dynastie, die von 1802 bis 1945 die vietnamesischen Kaiser stellte), die nach dem Vorbild in Peking entstand, wurde 1993 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt. Die Anlage war während der Tet-Offensive (Schlacht um Hue) 1968 stark beschädigt worden und zeigt sich inzwischen so restauriert, dass sie – obwohl noch nicht vollständig wieder hergestellt – ein Magnet für Touristen aus nah und fern ist.“ (Huế)
Der Eintritt kosten 150.000 Dong (6 €) pro Person, ist es aber definitiv wert. Zwar sind durch die Kriegsschäden, als die Zitadelle erst von der nordvietnamesischen Armee zurückerobert wurde und anschließend die Zitadelle von den Amerikanern zerbombt wurde und die Anlage bei den folgenden Gefechten fast vollständig zerstört wurde. Aktuell sind nach Restaurierungen 20 von 150 Gebäuden zu erkunden. Aber diese vermitteln einen guten Einblick und in manchen Ecken findet man noch einen Hinweis darauf, welche Pracht die Kaiserstadt damals besessen haben muss.
Aber auch die Gegenwart, welche vor allem Grünflächen und Mauerreste bedeutet:
Wir erschlenderten nach und nach das Gelände gegen den Uhrzeigersinn (Lonely Planet Tipp) und erkundeten die Räume und Gebäude. Am meisten Zeit verbrachten wir in den Gärten und entspannten hier bei einer Tasse Tee, während wir die Szenerie genossen.
Die gesamte Anlage ist sehr weitläufig und es gibt immer wieder kleine Bilder, Tore, Drachen und Gänge zu entdecken, die ein Bild der Vergangenheit heraufbeschwören.
Künstlerisch, ob gemalte Bilder oder verzierte Wände – es wurde einiges geboten:
Nachdem wir einen halben Tag hier verbracht hatten (unserem Schlendergang geschuldet), verließen wir am Nachmittag die Kaiserstadt und fuhren mit einem Taxi zurück, prompt fimg es an heftigst zu regnen. Wir hatten zum Glück den ganzen Tag nichts abbekommen. Abends versuchten wir unsere nervösen Mägen dann mit etwas westlichen Essen zu beruhigen – Spagehtti und Pizza. Während Cora sich die Spaghetti bestellt hatte, musste sie, als meine Pizza mit dick Käse geliefert wurde und mein Magen schon vom Anblick rebellierte, diese verputzen. Einigermaßen gestärkt gingen wir dann ins Bett und bereiteten uns auf die 12 Stunden Zugfahrt nach Nha Trang vor. Da der Flug zu teuer und der Nachtbus zu unbequem war, entschieden wir uns für die Fahrt im Zug am Tage, in der Hoffnung etwas zu entspannen und dann eine gute Nacht in Nha Trang zu haben, um uns weiter erholen zu können.