Vorbereitung Jakobsweg

900 Kilometer.

In Worten: Neunhundert Kilometer.

Das klingt, als ob die Vorbereitung genauso viel Zeit in Anspruch nimmt wie der Jakobsweg selber. Die Zeit, die du dir für die Vorbereitung nimmst, hängt natürlich von einigen Bedingungen ab, auf die ich gleich noch näher eingehe. Allerdings solltest auch nicht zu viele Gedanken im Voraus auf den Weg verschwenden und versuchen für alle Eventualitäten gerüstet zu sein, sondern mit einem gesunden Maß aus Vorbereitung und Offenheit für die Geschehnisse auf dem Jakobsweg dich auf Deine Reise zu machen.

Die Vorbereitung habe ich in 4 Themengebiete aufgeteilt:

  1. Planung
  2. Körper
  3. Gepäck
  4. Geist

 

1. Planung

Am Anfang jeder großen Reise steht die Planung und zu Beginn der Planung hast du bestimmt schon die alles entscheidende Frage mit „Ja“ beantwortet: Möchte ich einen der Jakobswege nach Santiago de Compostela gehen?

Diese Frage kannst nur Du dir beantworten. Falls Du hier aber nur den geringsten Drang verspürst oder dein Körper positiv auf diesen Gedanken reagiert, dann scheint der Jakobsweg etwas in dir in Gang zu setzen.

Ab diesem Zeitpunkt gibt es für dich einige Entscheidungen zu treffen und organisatorische Dinge zu erledigen.

Reiseroute

Als Grundlage für alle weiteren Planungen solltest Du zuerst entscheiden, welchen Jakobsweg du gehen möchtest.

Wie, welchen Ich gehen möchte? Falls Du hier ins Stocken geraten bist geht es dir wie vielen anderen, einschließlich mir. Aber es gibt tatsächlich nicht den einen Jakobsweg, sondern viele, wobei der Camino Francés aufgrund seiner Historie und untere anderem Harpe Kerkelings Bestseller „Ich bin dann mal weg“ der beliebteste und medial verbreitetste Weg ist

Über die einzelnen Caminos, wie die Jakobswege in Spanien heißen, werde ich ein anderes Mal mehr schreiben. Folgende Jakobswege gibt es auf der iberischen Halbinsel und warten nur darauf begangen zu werden:

  • Camino Francés – Der Klassiker
  • Camino del Norte – Der Küstenweg
  • Caminho Portugues – Der Kurze
  • Camino Primitivo – Der Bergige
  • Camino Ingles – Der Unbekannte
  • Camino de la Plata – Der Lange

Jeder Weg hat seine Vor- und Nachteile und Du machst definitiv mit keinem Weg etwas Falsch, denn jeder Weg wird seine Überraschungen, seine Herausforderungen, seine Hoch- und seine Tiefpunkte sowie einzigartige Landschaften und Kulturen bereithalten. Und selbst wenn Du dich am Ende für einen Weg entschieden hast, kannst du immer noch ein anderes Mal wiederkommen und dich auf ein neues Abenteuer auf einem anderen Camino einlassen.

Als Entscheidungspunkte können bei der Auswahl des für dich passenden Jakobsweges folgende Punkte dienen:

  • Wie viel Zeit habe ich? – Natürlich ist es sehr entspannend, keine Deadline für die Rückkehr zu haben. Doch die Meisten haben diese Möglichkeit nicht und haben ein Zeitfenster von 2 bis 6 Wochen. Da beispielsweise für den Camino Francés um die 5 Wochen (je nach Fitnessstand) zu planen sind, muss dieser Zeitraum zu Verfügung stehen, um den Weg komplett zu gehen. Allerdings kannst du natürlich auch mit nur 2 Wochen Urlaub auf den Camino Francés starten, ein Teilstück aussuchen und absolvieren und im nächsten Jahr wiederkommen. Du solltest dir nur klar werden, was du willst: Einen Camino komplett gehen oder ist es für dich auch in Ordnung, wenn du nur einen Teil gehst?
  • In welchem Monat möchte ich gehen? – Schon vorab solltest Du dich nicht der Illusion hingeben, dass du alleine auf dem Jakobsweg unterwegs sein wirst. Den Kontakt zu anderen Menschen wirst du nicht vermeiden können und feststellen, dass er sehr bereichernd ist. Du kannst dir allerdings aussuchen, wie voll der Jakobsweg für dich sein soll. Standardmäßig ist es in den Sommermonaten Juli und August, wenn auch die Spanier ihre Ferien haben voll und zum Teil überlaufen. Dies hängt aber auch sehr davon ab, welchen Jakobsweg du gehst. Da der Camino Francés der beliebteste Weg ist, musst Du dich in diesen Monaten auf viele Menschen einstellen. Dazu kommt, dass die Sommermonate die typischen Merkmale des Sommers, als Hitze und Sonnenstrahlung, mitbringen. Gleichzeitig kann es im März beispielsweise noch sehr frisch sein auf dem Küstenweg oder es haben noch nicht alle Albuergen (Herberge, Pension) geöffnet. Du solltest dir bewusst sein, dass jeder Monat einen anderen Jakobsweg mit anderen Herausforderungen zu Folge hat. Aber lass dich auch nicht davon abschrecken, du wirst auch im Juli einen tollen Jakobsweg mit individuellen Erfahrungen für dich gehen können.
  • Was möchte ich? – Wichtig ist, dass jeder Jakobsweg seine Eigenschaften hat. So bietet wahrscheinlich der Camino Francés die größten Möglichkeiten für einen interkulturellen Austausch mit Menschen aus verschiedenen Ländern, während dir der Küstenweg zum Beispiel mehr Möglichkeiten gibt für dich oder in einer kleineren Gruppe unterwegs zu sein. Gleichzeitig kann es sein, dass es Dich eher nach kulturellen Schätzen wie historischen Städten oder Klöstern dürstet (Camino Francés), während andere eher die Magie des Meeres und die Kultur des Baskenlandes genießen wollen (Küstenweg). Wie Du siehst, hat jeder Weg seine Einzigartigkeit und Du solltest versuchen, für dich herauszufinden, was dich mehr antreibt.
  • Wie ist mein körperlicher Zustand? – Du kannst die tollste Tour planen. Am Ende ist es wichtig, dass Du gut in dich hineinhörst und deine körperlichen Fähigkeiten ehrlich einschätzt. Wenn du es dir nicht zutraust, den hügeligen Küstenweg mit mehreren hundert Höhenmetern pro Tag zu absolvieren, dann zwing dich nicht dazu. Wenn dich der Weg aber trotzdem anzieht, dann passe dir den Weg so an, dass er in dein Anforderungsprofil passt. Suche dir also einen Weg aus, den Du auch absolvieren kannst.

Wichtig ist, dass Du nicht versuchst eine bestimmte Strecke zu erzwingen. Da die wenigsten einen unbegrenzten Zeitraum zur Verfügung haben, solltest du die Strecke nach eben dieser Zeit planen oder dir den gewünschten Zeitraum für deine Strecke aussuchen. Das hängt sicherlich von deiner Flexibilität in der aktuellen Lebensphase ab.

Wenn Du dich für eine Route entschieden hast, steht die Planung der An- und Abreise an. Hier kannst du dich zwischen den drei üblichen Verdächtigen Bus, Zug und Flugzeug entscheiden. Natürlich hat jedes Verkehrsmittel seine Vor- und Nachteile, ich würde dir allerdings definitiv empfehlen, die Anfahrt mit dem Zug zu prüfen. Auf der Seite der französischen Eisenbahngesellschaft Société nationale des chemins de fer français – kurz SNCF (https://de.voyages-sncf.com/de/) – findest du eine gute Übersicht und transparente Angebote. Einfach mal eine Fahrt nach Saint-Jean-Pied-de-Port (Start des Camino Francés) oder nach nach Hendaye oder Irun (Beginn des Küstenweges) suchen. Die Fahrt bedeutet meist einen Umstieg in Paris, ist aber sehr entspannt und für einen sanften Beginn sehr zu empfehlen. Natürlich steht es dir auch offen Flüge nach San Sebastian, Bayonne, Pamplona oder Bilbao zu suchen. Von all diesen Städten gibt es anschließend auch Bus- oder Zugverbindungen zu den jeweiligen Startpunkten, wenn Du von da starten möchtest.

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