Es ist unglaublich, wie schnell die Zeit vergeht. Dabei kommen wir kaum noch hinterher, uns unsere Erlebnisse festzuhalten, geschweige denn diese mit euch zu teilen. Nach langer Durststrecke gibt es jetzt einen geballten Eindruck kvom Abel Tasman Track, einer der 8 Great Walks in Neuseeland, den wir Anfang Dezember gegangen sind.
Tag 8 (07. Dezember) – Informationen sammeln und buchen
Über Richmond fuhren wir nach Nelson, um uns im dortigen Informationszentrum (iSite) die wichtigen Informationen über die Gegend einzuholen. Das iSite sollte immer der erste Anlaufspunkt sein. Dort bekommt man echt die besten Tipps und kann sich entscheiden, was einem am meisten zusagt.
Wir hatten uns überlegt statt des Old Ghost Tracks den Abel Tasman Coast Walk, einen der Great Walks in Neuseeland zu laufen. Die Distanzen waren hier kürzer und die Höhenmeter erschienen ebenfalls deutlich geringer. Erst einmal waren wir von den ganzen Optionen erschlagen. Man kann einen Teil laufen, mit dem Kayak fahren oder ein Wassertaxi nehmen. Und wann wollen wir anfangen? Morgen oder nach dem Wochenende? Und was macht das Wetter? Und als ob das nicht schon kompliziert genug ist, muss an einer Stelle die Ebbe und Flut berücksichtigt werden, damit eine Meeresstelle überquert werden kann. Und man kann entweder von Norden nach Süden oder Süden nach Norden laufen. Wir merken immer wieder, dass wir nicht die entscheidungsfreudigsten sind. Nach mehrmaligen Umentscheiden und freundlicher Beratung durch einen DoC (Department of Conservation – das hier zuständige Ministerium für die Instandhaltung der Wanderwege, Nationalparks, … – recht cooles Arbeitsgebiet ?) entschieden wir uns dafür
- Bereits morgen früh loszulaufen,
- Im Süden zu starten,
- 3 Übernachtungen zu haben und 4 Tage zu laufen
- Mit dem Wassertaxi zurückzufahren.
Da die Hütten schon alle belegt waren, buchten wir also die entsprechenden Campsites (30 NZD pro Zelt) und die Rückfahrt mit dem Wassertaxi (47 NZD pro Person) und verließen mit einem glücklichen Gefühl das iSite.
Wir hatten uns für die Nacht noch einen Campingplatz auf dem Weg zum Abel Tasman Walk empfehlen lassen. Dort verbrachten wir den Nachmittag und genossen den Blick auf das Meer und die entspannte Atmosphäre. Abends bereiteten wir unsere Rucksäcke auf den Walk vor. Das Proviant hatten wir ja zum Glück schon eingekauft ?.
Tag 9 (08. Dezember) – Start des Abel Tasman Tracks
Heute sollte es losgehen. Rund 46 Kilometer an vier Tagen mit dicken Rucksäcken in den das Essen für diese Zeit, der Kocher, das Zelt, die Isomatten und Schlafsäcke steckten. Nach zehnminütiger Fahrt zum Startpunkt in Marahau stellten wir fest, dass Cora ihren Bikini beim Trocknen am Campingplatz vergessen hatte. Zum Glück war er noch da, denn bei den vielen tollen Buchten und Stränden auf den Weg war er fast das Wichtigste Kleidungsstück. Gegen elf Uhr stellten wir dann unser Auto auf dem Parkplatz des Aquataxi-Unternehmens ab und schulterten unsere Rucksäcke. Ein schönes Gefühl nach all den Planungen endlich loszulegen.
Heute wollten wir bis zum Campingplatz nach Anchorage laufen, ungefähr 12 Km für die um die 4 Stunden veranschlagt waren. Aber Zeit hatten wir ja genug, so dass wir bereits den ersten gut zu erreichenden Strand (Apple Tree Bay) für eine Abkühlung nutzen. Das Wasser sah so verlockend aus, türkisblau, goldener Sand, und eine strahlende Sonne am blauen Himmel. Hier trafen wir auch Joe und Kaley, ein australisches Pärchen, mit denen wir in den nächsten Tagen öfters zusammensaßen und unterwegs waren.
Der Weg war wunderschön, gut ausgebaut und relativ einfach zu laufen. Allerdings sorgten die schweren Rucksäcke sowie das warme Wetter und die immer wieder zu bewältigenden kleineren Berge, das wir erschöpft, aber glücklich am Campingplatz ankamen. Schwupps wurde das Zelt aufgebaut, ein Kaffee aufgesetzt und der Blick auf das Meer und den Strand genossen.
Abends kochten wir die Nudeln, Basti trat in einen Hering (der vom Zelt) und wir verbrachten den Abend mit drei anderen Deutschen am Strand und tauschten unsere bisherigen Reisegeschichten aus.
Tag 10 (09. Dezember) – Schwimmen im Paradies
Heute ging es von Anchorage zur Bark Bay, ebenfalls über 12 Km und 4 Stunden. Nachdem wir aber auf dem ersten Abschnitt die Low Tide (Ebbe) erwischten und somit fast eine Stunde und drei Kilometer gespart hatten (jeppa!) konnten wir den restlichen Tag entspannt angehen.
Wir überquerten eine schöne Hängebrücke und genossen unsere Müsliriegel und Äpfel bei einer angemessenen Pause. Kurz vor der Bark Bay zogen dann dunklere Wolken auf und es nieselte etwas.
Das Wetter blieb den ganzen Nachmittag wechselhaft, trotzdem war dies der schönste Campingplatz der gesamten Route. Ein breiter Strand ganz für uns alleine und ein Meer, welches eigentlich in die Karibik gehört. Wie im Paradies. Wir schwammen (Cora 1x, Basti 2x) am Nachmittag, gönnten uns ein Nickerchen im Zelt, lasen in der Nachmittagssonne am Strand und schauten einer Schulklasse beim Strand American Football zu.
Tag 11 (10. Dezember) – Brütende Vögel sollte man meiden
Nachdem die ersten beiden Tage relativ entspannt verlaufen waren, mussten wir mit dem Anbruch des dritten Tages etwas warten, da in den Morgenstunden ein Regenschauer niederprasselte. Wir frühstückten dann, während das Zelt vor sich hin trocknete. Dann ging es los. Geplant waren knapp 14 Km in viereinhalb Stunden.
Heute passierten wir wieder die schönsten Strände, eine bestimmt zwei Kilometer lange Bucht und mussten etliche Höhenmeter überwinden. Schon unglaublich, was so kleine Peaks auf dem Höhenprofil für Auswirkungen beim Gehen haben ?.
Nachdem wir die Bucht unseren heutigen Etappenziels Awaroa schon sehen konnte, machte der Track aus undefinierbaren Gründen noch einmal einen heftigen Schlenker ins Landesinnere und schickte uns unnötigerweise über einen ziemlich heftigen Berg.
Besonders blöd, da wir uns schon fast am Ziel wähnten. So gerieten die letzten Kilometer zu einer ziemlich schweißtreibenden Angelegenheit, wobei der Blick auf die Bucht immer wieder eine Belohnung darstellte. In Awaroa selber bot sich uns ein Blick auf das Meer, nur dass wir hier an dieser Stelle am nächsten Morgen eben diesen überqueren sollten – wenn auf Grund der Ebbe der Wasserspiegel zurückgegangen sein sollte.
Der Tidenunterschied beträgt im Abel Tasman Park bis zu unvorstellbaren 6 m. Wir spazierten am Nachmittag die Sandstrände der Bucht entlang, kühlten uns ab und wurden tatsächlich fast von brütenden Vögel attackiert. Cora hätte beinahe dran glauben müssen.
Tag 12 (11. Dezember) – Schwimmend dem Ziel entgegen
Wir hatten drei Nächte im Zelt ohne Probleme überstanden und waren bereits drei Tage gegangen. Heute sollte die Kür erfolgen – in Form von 7 Kilometern bis zu unserem Ziel in Totaranui, wo am Nachmittag das Aquataxi auf uns wartete. Am Morgen konnten wir tatsächlich zu der erwarteten Zeit (10:14 war Ebbe an diesem Tag und bis zu einer Stunde vorher und zwei Stunden danach kann der Weg beschritten werden) die andere Seite erreichen. Wir mussten zwar die Schuhe auslassen, da an einigen Stellen, das Wasser noch etwas höher stand, aber wir kamen an. Nachdem wir einen von zwei Bergen an diesem Tag hinter uns hatten wartete eine weitere unglaublich schöne Bucht auf uns und berauscht vom nahen Ende des Walks sprangen wir mit Joe und Kaley in die Fluten. Das Wasser war so k l a r und auch sehr kühl. Genau das Richtige in der sengenden Sonne.
Danach war es nicht mehr weit, aber wie so oft kommt der dicke Hammer zum Ende. Stellt auch eine Linie vor, und darauf plötzlich ein Ausschlag nach oben, wie bei einem Kardiogramm. Diesen letzten Berg mussten wir noch überwinden. Anstatt das wir einfach außen rum laufen konnten, mussten wir steil nach oben, um dann ebenso steil wieder nach unten gehen zu können. Oben mussten wir noch einmal tief durchschnaufen, aber dann ging es abwärts, Totaranui und damit dem Ende unserer Reise entgegen.
Eine tolle Erfahrung für uns beide, ein wunderschöner Walk und mit dem Ziel waren tatsächlich unsere (Essens-) Reserven aufgebraucht. Ausgepowert, aber glücklich. Verdreckt, aber die Seele gesäubert. Müde, aber ein Lächeln im Gesicht.
Wir nahmen dann ein früheres Wassertaxi zurück und sahen auf der Rückfahrt tatsächlich noch ein paar Robben im Wasser schwimmen und an einem der von uns besuchten Strände. Sehr cool. In Marahau fuhr das Boot dann auf einen Anhänger, der von einem Traktor zum Office gezogen wurde. Ein lustiges Bild, ein bisschen unwirklich wie die gesamten letzten vier Tage. So viele schöne Bilder und Erlebnisse, und das alles mit den eigenen zwei Beinen erlaufen und erlebt.
Am späten Nachmittag entschieden wir uns dann nach einem Eis-Zwischenstopp, nach Norden, in die Golden Bay zu fahren.