Tag 52 (20. Januar) – Auf zum Mt. Cook
Nachdem wir den Tag gestern mit einem Bad im Lake Pukaki ausklingen ließen, sprach nichts dagegen, den Tag auch genauso zu begrüßen. Also rein in die Badesachen und frisch und munter werden. Die Kulisse dafür ist einfach einmalig und wir konnten uns gar nicht satt sehen an der gletscherblauen Farbe des Sees.
Am Vorabend hatten wir von Rachel und Cedric erfahren (fleißige Leser werden sich sicher erinnern, dass wir mit den beiden in Dalat (Vietnam) einiges unternommen hatten), dass sie mittlerweile auch auf der Südinsel angekommen waren. Und nicht nur das. Sie waren, wie wir, heute auf dem Weg zum Mount Cook, um am Campingplatz bei Mount Cook Village zu übernachten. Wir wollten zuvor noch den Hooker Hay Valley Track laufen, welcher vom Campingplatz bis zu einem Gletschersee am Fuße des Mounts Cook führt und verabredeten uns lose mit den beiden für die Gegend. Da wir hier keinen Empfang haben sollten, mussten wir auf König Zufall vertrauen.
So machten wir uns auf den Weg, frühstückten an einem schönen, wenn auch etwas touristischen Aussichtspunkt und bogen in die 50 km lange Straße zum Mount Cook ab. Zuerst passierten wir ein paar wunderschöne Lavendelfelder, wo wir eine Fotosession einlegten. Die Farben sieht man auch nicht so häufig.
Dann ging es weiter und wir kamen den Bergen immer näher und eine gewisse Vorfreude packte uns und gleichzeitig die Erkenntnis, dass sich eins der schönste Panoramen vor unserer Windschutzscheibe auftat, was wir in unserer Zeit in Neuseeland bisher bewundern durften. Fenster auf, Musik lauter, Wind durch die Gesichter und Haare pfeifen lassen und einfach genießen…
Und natürlich einen Fotostopp für einmalige Aufnahmen einlegen.
Am Campingplatz angekommen wanderten wir direkt los und waren sofort in einer einmaligen Szenerie gefangen. Entlang eines Gletscherflusses passierten wir mehrere Gletscherseen, überquerten einige Swingbridges und gingen durch ein beeindruckendes Tal unterhalb imposanter Gletscherlandschaften.
Der Weg war schön, aber die Szenerie war einfach unglaublich. Natürlich haben wir eine Menge Fotos gemacht, aber auch alles versucht, so gut es geht aufzusaugen. Und auch heute noch, wenn wir die Bilder sehen, sind wir noch beeindruckt. Vielleicht geht es euch genauso.
Am Ziel des Weges, dem See zu Fußes des höchsten Berges Neuseelands, dem Mt. Cook (wer findet noch, dass er ein gruseliges Gesicht hat?), legten wir dann unsere Brotzeit ein und genossen die Szenerie, während etwas abseits von uns die Touristenscharen vor den angespülten Eisbrocken posierten. Ja richtig, im See schwammen einige Eisbrocken.
Wir hatten einen richtig schönen Platz für uns alleine am Ende des Sees gefunden und genossen es, dort die Stille und dieses grandiose Panorama, was mit dem guten Wetter und den beeindruckenden Bergen einfach nur imposant war.
Dann machten wir uns auf den Rückweg und auch der Blick in das von Gletschern geprägte Tal, war genauso schön.
Dann staunten wir nicht schlecht, als wir plötzlich auf Cedric und Rachel stießen. Es folgte ein freudiges Wiedersehen, was wir am Abend auf dem gemeinsamen Campingplatz fortsetzten.
Tag 53 (21. Januar) – Die schmelzenden Gletscher …
Cedric und ich begrüßten den Morgen mit einem kleinen Lauf zum Kea Point, einem Aussichtspunkt, wo wir einen Blick auf das Tal und den Gletschersee von gestern erhaschen konnten – aber leider keine Keas.
Nach dem Frühstück brachen wir dann mit den beiden auf und überredeten sie, vor ihrer Weiterfahrt nach Queenstown doch noch dem Tasman Glacier mit uns einen Besuch abzustatten. Gesagt, getan und kurze Zeit später nach einem kurzen Anstieg fanden wir uns oberhalb des Gletschersees wieder. Die Gletscherzunge des Tasman Glaciers ist mittlerweile schon recht weit entfernt. Er ist zwar immer noch der größte, sprich längster Gletscher Neuseelands, dennoch ist auch der Tasman Glacier nicht vom weltweiten Rückgang und Schwund der Gletscher ausgenommen. Wenn man die Fotos der letzten Jahre vergleicht, wird einem das Ausmaß der globalen Erwärmung noch einmal sehr deutlich vor Augen geführt.
Danach hieß es Abschied nehmen von Cedric und Rachel, für die beiden ging es weiter und für uns standen noch ein kleiner Walk zum Gletscherfluss und ein kleiner Spaziergang im Mount Cook Village an.
Danach fuhren wir zurück zu unserem Freedom Campingplatz am Lake Pukaki, wo wir einen weiteren unglaublichen Abend vor dieser filmreifen Kulisse genossen. Dieser Campingplatz stellt für uns definitiv ein Highlight dar und geistert auch heute noch öfters durch unsere Köpfe.
Tag 54 (22. Januar) – Hier kann man gut Sterne schauen
Heute ging es weiter zum Lake Tekapo, ein ebenfalls durch die Gletscher entstandener See etwas östlich vom Lake Pukaki. Auch der Lake Tekapo besticht durch sein eisblaues Wasser. Die Gegend rund um die Seen und Mt. Cook ist übrigens bestens geeignet zum Stargazing, also dem Sternegucken. Durch die klare Luft und strenge Regularien, wie weit die Städte die Umgebung mit Licht „verschmutzen“ dürfen kann hier bei Nacht die Milchstraße besonders klar beobachten werden. Am Lake Tekapo liegt der Mt. John auf dessen Spitze ein Observatorium zum Sterne beobachten und Forschen liegt. Es ist der am leichtesten zugängliche Ort für Himmelsbeobachten in der südlichen Hemisphäre.
Nachdem wir den Tag damit verbracht hatten ebendiesen Mt. John zu erklimmen (nur etwa 300 Höhenmeter) und den Nachmittag am See mit kurzer Badeeinlage genossen hatten, beschlossen wir den Abend in der Umgebung zu verbringen, um den klaren Sternehimmel noch einmal die volle Beachtung zu schenken. Auf dem Campingplatz erwartete uns dann erstmal am Abend ein schöner Sonnenuntergang, der die Vorfreude auf den Nachthimmel nur noch steigerte.
Pünktlich um zwei Uhr klingelte der Wecker und nach einigen Minuten saßen wir in voller Wärmemontur auf unseren zwei wackligen Campingstühlen und bestaunten die Sterne, die sich von rechts nach links und vorne nach hinten über uns erstreckten. Die Milchstraße war beeindruckend und natürlich setzen sofort Gedanken ein „wie klein wir doch sind“, „was wohl da draußen ist?“, „wo endet das Universum?“ und „gibt es noch andere Wesen wie uns?“.
Tag 55 (23. Januar) – Ein erster Kreis schließt sich
Erst einmal ausschlafen und dann stand heute eine sehr lange fahrt bis südlich von Christchurch an. Christchurch. Hier hatten wir Ende November begonnen und nun schließt sich der erste Kreis. Wie viel wir seitdem erlebt haben. Wie viel Zeit wir gemeinsam verbracht haben. Wie viel wir geredet, gelacht, geschwiegen und uns ausgetauscht haben. Wie viele Leute wir getroffen haben. Wie viele Kilometer wir gelaufen sind. Wie viele Berge wir erklommen haben.
Und doch ist es noch nicht zu Ende. Den noch steht uns ein Stückchen Südinsel zur Verfügung, aber der Übergang zur Nordinsel und das Schließen des Kapitels „Südinsel“ ist nicht mehr weit.
Wir fragen uns oft, was wir von dieser Reise mitnehmen und es ist so viel. Die persönlichen Erinnerungen und Momente. Das Geschenk, all dies gemeinsam erleben zu dürfen. In Kontakt mit der Natur zu sein, jeden Tag an der frischen Luft zu verbringen, in Wäldern oder auf Bergen zu sein. Und all dies in einem kleinen Auto, in das wir gerade so hineinpassen, aber dass doch alles beherbergt, was wir beide zum Leben brauchen.
Es geht auch viel um „wertschätzen“. Familie, Freunde, ein zu Hause, gute Gespräche, ein Kaffee an einem schönen Ort, in einen kalten Fluss zu springen, durch einen in der Morgensonne dampfenden Wald zu gehen und vor allem Zeit. Jeder Moment ist auf seine Art kostbar und verdient unsere Aufmerksamkeit. Und nicht das was gestern war und vielleicht morgen ist.
Wie ihr seht, war heute tatsächlich nicht so viel los und abends kamen wir an einem ruhigen Campingplatz an, unternahmen einen Spaziergang zum Meer, wo wir wieder einmal einen beeindruckenden Sonnenuntergang zu sehen bekamen, der die Wolken und den Himmel in gelbes und rötliches Licht tauchte.