Nun sind wir also in Neuseeland. Unfassbar. Einmal auf der anderen Seite der Welt. Und wir fühlen uns einfach nur super endlich hier zu sein. Hier verbringen wir also die nächsten vier Monate.
Für die ersten zwei Wochen in Christchurch haben wir über eine Woofing Seite im Internet eine Farm gefunden, bei der wir 6 Tage die Woche für 4 1/2 arbeiten und dafür kostenlos dort wohnen und essen dürfen.
Die Farm gehört einem Schweizer und seiner deutschen Frau. Die beiden haben zusammengezählt 8 Kinder und 12 Enkelkinder. Also eine riesige Familie und jeden Tag kam ein neues Gesicht zu Besuch. Die Farm liegt auf einem riesigen Grundstück von ungefähr 40 Hektar Land. Die Farm hat uns direkt umgehauen. Eine super schöne, beruhigende Atmosphäre. Die beiden haben hunderte Schafe, Kühe und einen Hund (Jessy). Außerdem gibt es einen riesigen Teich, einen Flusslauf der im Moment leider trocken ist und einen „Abenteuerweg“, durch den eigens angepflanzten Busch (oder auch Wald) und ein Flying Fox ( Seilrutsche) für die Kids. Also super viel zu erleben und zu sehen auf der Farm.
Als der Besitzer vor ungefähr 40 Jahren ( ja, solange wohnt er schon da) die Farm gekauft hatte, gab es dort keinen einzigen Baum. Heutzutage ist dies schwer vorstellbar, da unzählige Bäume, Büsche, Sträucher und andere Pflanzen das Gelände prägen. Allesamt von ihm angepflanzt. Da aktuell auch noch einige nicht-einheimische Bäume dabei sind, werden diese nach und nach abgeholzt und durch einheimische ersetzt. Es ist so etwas wie sein Lebenswerk und sehr beeindruckend was Menschen über einen Lebenszeitraum schaffen können. Aber man sieht auch: Zerstören geht so schnell, etwas aufbauen dauert so lange und benötigt Kraft, Geduld und eine Vision.
Auch die beiden Wohnhäuser wurden selber gebaut. Wir haben in einem kleinen Zimmer über der Garage gewohnt. Mit eigener Küche, Dusche etc. und würden jeden Abend lecker bekocht.
Da es 2011 in Christchurch zu einem schweren Erdbeben kam, wurde die Farm leider auch in schwere Mitleidenschaft gezogen. Ursprünglich befand sich dort nämlich auch ein Bed & Breakfast neben dem Hauptwohngebäude der Familie. Ein großer Riss im Boden hat das Hauptwohnhaus mit sich gerissen. Dieses ist seitdem nicht mehr bewohnbar und die Familie musste in das kleinere Haus vom B&B umziehen, was seitdem nicht mehr betrieben wurde. Zum Glück ist niemand zu Schaden gekommen. Auch der riesige Badesee im Garten wurde dabei zerstört. Obwohl seitdem so viel Zeit vergangen ist, waren auch wir noch mit an den Aufbauarbeiten beteiligt. Zu dem Zeitraum als wir da waren, wurde beispielsweise die Mauer im Garten neu gebaut und der Einfahrtsweg neu asphaltiert. Bei einem Erdbeben denkt man meistens nur an die kurzfristigen Schäden, aber wie viele Familien langfristig mit den Folgeschäden zu kämpfen haben ist einem gar nicht bewusst.
Hier noch ein paar Eindrücke ( Fotos sagen manchmal mehr als Worte)
Das Arbeiten hat uns ehrlich sehr viel Spaß gemacht, auch wenn es manchmal etwas eintönig war. Sich körperlich zu betätigen, am Ende die Ergebnisse seiner Arbeit zu betrachten und sich auch etwas körperlich geschafft zu fühlen, aber glücklich. Und lässt einem die nächsten Wochen auch in einem anderen Licht erscheinen und mehr „verdient wirken“. Unsere Aufgaben waren unter anderem: Beete jäten, Holz zerkleinern, Pflanzen umtopfen, im Gewächshaus Pflanzen wässern, Beete mit Rindenmulch bedecken, Erde umschaufeln, Gras verteilen, Kühe und Schafe einfangen…
Die Nachmittage haben wir übrigens dafür genutzt, uns um unser Auto zu kümmern (ein Mazda MPV), das wir direkt am ersten Tag an dem wir in Neuseeland waren, gekauft haben. Normalerweise hätten bei uns Recherche, Vergleich und Abwägungen angestanden. Aber diesmal entschieden wir uns für den Spontankauf, da wir bei dem Auto ein gutes Gefühl hatten und uns nicht die ganze Zeit mit dem Für und Wider der Autos befassen wollten. Bisher haben wir es noch nicht bereut und fühlen uns in unserem „Jimmy“ sehr wohl ;).
Außerdem haben wir uns ein Bett einbauen lassen und uns eine Camingausrüstung angeschafft.
Wir sind sehr glücklich, dass wir auf der Hoon Hay Valley Farm arbeiten konnten und Teil einer tollen Familie sein durften. Ein besseren Einstieg in Neuseeland hätten wir uns nicht vorstellen können.